Herbst/Winter 24/25
Hier möchten wir Ihnen aktuelle Informationen und Erhebungen aus dem Projekt RESPINOW und weiteren Quellen zur Verfügung stellen, die die epidemiologische Lage und mögliche Entwicklung in Hinblick auf die Dynamik und Krankheitslast von RSV, Influenza und Pneumokokken erlauben.
Szenarien für die RSV-Dynamik in der Saison 2024-2025
Das Respiratorische Synzytialvirus (RSV) stellt insbesondere für Kleinkinder und ältere Erwachsene ein erhebliches Risiko dar. In der Saison 2024-2025 sind Maßnahmen wie monoklonale Antikörper für Säuglinge und Impfungen für ältere Erwachsene von entscheidender Bedeutung, um die Auswirkungen von RSV wirksam zu reduzieren. Die Szenariomodellierung ermöglicht eine Abschätzung der Wirksamkeit dieser Maßnahmen in Bezug auf die Reduktion von RSV-Fällen, Übertragungen und Krankenhausaufenthalten und trägt zugleich zur Optimierung der Modelle für Forschungszwecke bei. Die Ergebnisse sind mit wesentlichen Unsicherheiten verbunden, insbesondere in Bezug auf die tatsächliche Inanspruchnahme der Maßnahmen und die prognostizierte saisonale Dynamik. Sie dienen vorrangig dem Vergleich mit den Analysen anderer Modellierungsgruppen.
Übersicht der Interventionen
Zur Untersuchung der potenziellen Auswirkungen wurden zwei Interventionen mithilfe eines bestehenden RSV-ODE-Modells analysiert. Dieses Modell ermöglicht die Integration von (Sentinel‑)Überwachungs- und bevölkerungsbezogenen Daten.
1. Monoklonale Antikörper für Kleinkinder (0-1 Jahre):
Die Verabreichung monoklonaler Antikörper zielt darauf ab, schwere RSV-Erkrankungen in der am stärksten gefährdeten Altersgruppe deutlich zu reduzieren. Entsprechend den Erwartungen könnte diese Maßnahme die Hospitalisierungsrate bei Säuglingen um bis zu 80 % senken. Der geschätzte Erfassungsgrad liegt zwischen 60 % und 80 %, mit einem Median von 70 %.
2. Impfung für ältere Erwachsene (60+ Jahre):
Impfstoffe für ältere Erwachsene sollen die Hospitalisierungsrate um bis zu 90 % und die Übertragung von RSV um etwa 80 % reduzieren. Die prognostizierte Durchimpfungsrate liegt zwischen 30 % und 50 %, mit einem Median von 43,3 %, was der Impfquote bei saisonaler Grippe entspricht. Durch die doppelte Wirkung der Impfung – die Reduktion sowohl von Krankenhausaufenthalten als auch von Übertragungen – wird sie zu einem zentralen Element der Interventionsstrategie.
Modellierung von Szenarien
Es wurden zwei Szenarien entwickelt, um die Auswirkungen von RSV unter verschiedenen Kombinationen von Interventionen zu prognostizieren:
Szenario 1:
◦ Monoklonale Antikörper werden Säuglingen (0-1 Jahre) verabreicht, wodurch die Hospitalisierungsrate in dieser Altersgruppe signifikant gesenkt werden konnte.
◦ Ältere Erwachsene erhalten eine Impfung, wobei der Schwerpunkt auf der Reduktion der Hospitalisierungsrate liegt.
Szenario 2:
◦ Ähnlich wie in Szenario 1 werden monoklonale Antikörper bei Säuglingen eingesetzt, was zu einer vergleichbaren Reduktion der Hospitalisierungsrate führt.
◦ Die Durchimpfung älterer Erwachsener wird ausgeweitet, mit dem Ziel, sowohl Krankenhausaufenthalte zu verringern als auch die Übertragung zu reduzieren. Es wird erwartet, dass die zusätzliche Senkung der Übertragung die Gesamtausbreitung von RSV verringert und somit auch gefährdete Bevölkerungsgruppen weiter schützt.
Ergebnisse
• Keine Intervention:
Ohne Intervention verläuft die RSV-Übertragung gemäß den typischen saisonalen Mustern, mit einer hohen Zahl an Fällen und Krankenhausaufenthalten, insbesondere bei Säuglingen. Dieses Szenario verdeutlicht die dringende Notwendigkeit proaktiver Maßnahmen zur Minderung der Auswirkungen von RSV (Abbildung 1).
• Szenario 1:
Der Einsatz monoklonaler Antikörper führt zu einer erheblichen Reduktion der Hospitalisierungsrate bei Säuglingen, um etwa 50 %. Die gezielte Impfung älterer Erwachsener bewirkt eine signifikante Verringerung schwerer Krankheitsverläufe in dieser Altersgruppe. Ohne eine Reduktion der Übertragung durch Impfungen bleibt die Gesamtzahl der RSV-Fälle jedoch weiterhin hoch, sodass die indirekte Schutzwirkung auf die Bevölkerung begrenzt ist (Abbildung 2).
• Szenario 2:
Szenario 2 kombiniert die doppelte Wirkung der Impfung auf die Übertragung und die Hospitalisierungen. Durch die verringerte Übertragungsrate wird die Ausbreitung von RSV in allen Altersgruppen, insbesondere bei älteren Erwachsenen, reduziert. Der Rückgang der Fälle in dieser Gruppe liegt bei über 50 %. Die Zahl der Krankenhausaufenthalte sinkt sowohl bei Säuglingen als auch bei älteren Erwachsenen erheblich (Abbildung 3), was mit den Ergebnissen in Szenario 1 vergleichbar ist.
Schlussfolgerung
Die Modellierungsergebnisse für die RSV-Saison 2024-2025 verdeutlichen die entscheidende Rolle gezielter Interventionen. Monoklonale Antikörper schützen Säuglinge effektiv vor schweren Krankheitsverläufen, während Impfprogramme für ältere Erwachsene zusätzlich die Übertragung reduzieren und einen Kaskadeneffekt erzeugen, der die gesamte Bevölkerung schützt. Strategien im öffentlichen Gesundheitswesen sollten darauf abzielen, eine hohe Durchimpfungsrate für beide Maßnahmen zu erreichen, um ihre Auswirkungen auf Krankenhausaufenthalte zu maximieren und die Ausbreitung von RSV in der gesamten Bevölkerung zu unterdrücken.